Montag, 27. Juli 2015

18. Tag - 27. Juli 2015 - Abspannen


(Ansicht der Gesamtstrecke: Bitte für die jeweilige Teilstrecke auf der Karte das Menü - oben links - anklicken)

Strecke: Schneverdingen - Hamburg - Kiel (mit der Eisenbahn)

gefahrene Kilometer: 5 km
Gesamtstrecke: 709 km
Wetter: Regen, 16 Grd.

Abspannen - das bedeutet heute immer noch bei der Hamburger Feuerwehr "Einsatz beendet" und rührt aus den Zeiten her, als die Spritzen und Leitern noch von Pferdegespannen gezogen wurden. Bei Einsatzende wurden die Pferde abgespannt.

Und so ist es auch bei mir: Ich habe abgespannt - der Einsatz "Fahrt durch Deutschland" ist beendet.

Heute Morgen schaue ich gleich nach dem Aufwachen aus dem Fenster: Es hat geregnet, es nieselt noch immer, und alles ist grau in grau. Ich möchte noch abwarten, wie es nach dem Frühstück, das sehr lecker ist, aussieht. Leider ist es nicht besser geworden. Da ich freiwillig und zum Vergnügen (nicht zum Leiden) unterwegs bin, entschließe ich mich dazu, auf die heutige Fahrradstrecke bis Buchholz zu verzichten und ab Schneverdingen nach Hause zu fahren.

Ich sattele also das Toxy und fahre durch ekelhaften Sprühregen zum Bahnhof Schneverdingen. Ich gehe auf den Bahnsteig, ziehe mir aus dem Automaten die Fahrkarte für mich und das Toxy (hat ungefähr 5 Minuten gedauert) und warte  rd. 45 Minuten auf den Zug nach Buchholz. Als er kommt, stelle ich fest, dass ich auf dem falschen Bahnsteig warte. Keine Chance mehr, den Zug zu erreichen, da die Schranke geschlossen ist. Also nochmals 60 Minuten auf den nächsten Zug warten! Das klappt dann auch. Bis Neumünster geht alles relativ glatt mit zweimal (in Buchholz und Hamburg) umsteigen. In Neumünster läuft der Zug aber auf dem falschen Gleis ein, sodass ich für den Kieler Zug (5 Minuten Umsteigezeit) durch die Unterführung muss. Hinab geht es relativ leicht die Treppen hinunter, auf der anderen Seite hinauf bereitet mir dann doch Probleme. Ein netter Lokomotivführer hilft mir dann aber dabei, das Toxy die Treppe hoch zu wuchten und in das Fahrradabteil einzuladen. Kaum bin ich drin, schließen die Türen, und der Zug fährt ab. In Kiel steige ich nochmals in den Zug nach Rendsburg um und fahre zwei Stationen bis Kiel-Russee. Die letzten paar hundert Meter fahre ich durch Regen nach Hause und bin ziemlich nass, als ich daheim ankomme. Ich werde sehr liebevoll von Christl und stürmisch von Timmi begrüßt.

Vorläufiges Fazit meiner Fahrradtour von München nach Kiel:

Mit dem Fahrrad sieht die Welt anders aus! Man hat wesentlich mehr Muße, die Gegend zu betrachten, man sieht mehr, man riecht mehr und man hört mehr als im Auto, Zug oder Flugzeug. Dafür gibt es andere Herausforderungen: Man muss, wenn man nicht gerade gut ausgebaute und asphaltierte Radwege befährt, sorgfältig darauf achten, wohin man lenkt, muss Wurzeln, Steinen und Querrillen ausweichen. Nach dem Sturm in den letzten Tagen liegen überall abgebrochene Äste herum, denen es auszuweichen gilt. Und da alles noch mit Muskelkraft funktioniert, muss man seine körperlichen Ressourcen ein wenig einteilen und ständig darauf bedacht sein, den Flüssigkeitsspiegel (nein, nicht den Alkoholspiegel) auf den richtigen Niveau zu halten. Und man muss auch gewissenhaft darauf achten, alle Radwegweiser zu bemerken, da sie teilweise doch versteckt und missverständlich angebracht  und teilweise auch schon sehr verblichen sind, sodass man sie kaum noch entziffern kann. Aber alles in allem kann ich nur sagen, dass es für mich wieder ein großartiges Erlebnis war, große Strecken allein mit Muskelkraft zurückzulegen - eine E-Unterstützung benötige ich noch lange nicht, auch wenn ich manchmal gedacht habe, wie schön es wäre, mit lächelndem Gesicht eine 10%-Steigung mit 20 km/h zu absolvieren.

Und auch positive Erfahrungen konnte ich machen, als die Kette meines Toxys defekt war: Mein Dank gilt deshalb der Fahrradwerkstatt von Herrn Beining und seinem Team in Eime, die so prompt und ohne viel Aufhebens meine Kette reparierten und mir noch einen Kaffee spendierten. Und danken möchte ich dem netten Lokführer in Neumünster, der von sich aus mein Fahrrad anpackte und mir bei der Treppe half.

Und last but not least freue ich mich darüber, dass ich so nett bei meinem Sohn und seiner Freundin in München drei Nächte und zwei Tage verbringen durfte, dass ich bei meiner Schwägerin Helga und ihrem Mann Josef in Manching unterkommen konnte und dass meine Schwägerin Brigitte und ihr Mann Herbert mir in Feucht und Küps Logis gaben und sich so fürsorglich um mich kümmerten.

Diese Tour war wieder ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte - aber ich werde wohl in Zukunft nicht mehr alleine fahren, man fühlt sich einfach manchmal doch etwas einsam, besonders abends, wenn man den Tag ausklingen lässt und sich nicht mit einem "Gegenüber" austauschen kann.



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